Entstehung der Landschaft - Erdgeschichtlicher Hintergrund

Das nördliche Mitteleuropa verdankt seine heutigen Oberflächenformen wie auch die oberflächenbildenden sedimentären Substrate vorrangig dem Eiszeitalter. Mehrfach wiederholte und ausgedehnte Vergletscherungen wesentlicher Teile der Erdoberfläche gaben diesem jüngsten Abschnitt der Erdgeschichte seinen Namen. Vom Inlandeis hinterlassene Ablagerungen und Oberflächenformen bestimmen im nördlichen Mitteleuropa die gegenwärtige naturräumliche Ausstattung.

as Eiszeitalter wird in der Geologie auch als Quartär bezeichnet. Es umfasst einen Zeitraum von mehr als 2 Millionen Jahre. In diesem Zeitraum wechselten Kaltzeiten, gekennzeichnet durch mehr oder minder ausgedehnte Inlandvergletscherungen, mit Warmzeiten, in denen die klimatischen Verhältnisse wenigstens in Europa denen der erdgeschichtlichen Gegenwart ähnlich waren. Erst vor rund 10000 Jahren verschwand das Inlandeis der letzten Kaltzeit endgültig aus dem nördlichen Mitteleuropa. Mit einer Dauer von bisher nur wenigen Jahrtausenden ordnet sich die Nacheiszeit in die zeitliche Größenordnung zurückliegender Warmzeiten des Eiszeitalters ein, weshalb sie im Allgemeinen dem Eiszeitalter zugerechnet wird. Sie erhält aber dessen ungeachtet durch den zunehmenden Eingriff der menschlichen Gesellschaft und der gesellschaftlichen Produktion in den natürlichen Landschaftshaushalt mit seinen vielfältigen geologischen Folgewirkungen im gesamten Ablauf der Erdgeschichte eine einzigartige Sonderstellung. Dieser erdgeschichtlichen Besonderheit der Nacheiszeit wird die gegenwärtig übliche Unterteilung des Eiszeitalters in zwei stratigraphische Serien gerecht, die als Pleistozän und Holozän (griech. Kainos = neu; pleistos = am meisten; holos = ganz) bezeichnet werden. Während das Holozän als Warmzeit mit ständig zunehmender Bedeutung geologischer Folgewirkungen der menschlichen Tätigkeit zu kennzeichnen ist, erhält das Pleistozän seine Charakteristik vorrangig vom wiederholten Vorgang der Inlandvergletscherung und den von ihr hinerlassenen Ablagerungen und Oberflächenformen.