Entstehung der Landschaft - Folgen des Milieuwandesl am Ende der letzten Kaltzeit

Letztmalig im Verlauf der erdgeschichtlichen Entwicklung im nördlichen Mitteleuropa wurden glaziäre und periglaziäre Milieuverhältnisse während der Weichsel-Kaltzeit wirksam. Die Ausdehnung des vergletscherten Gebietes blieb dabei aber hinter derjenigen in vorangehenden Kaltzeiten beschränkt (Klockmann 1994; Woldstedt 1955, S.19). Dort erreichte die weichselkaltzeitliche Inlandvergletscherung vor etwa 19000 Jahren ihre maximale Ausdehnung (Cepek 1965; Liedtke 1975). Zwischen Elbe und Oder verlief die südliche Grenze des Inlandeises zu dieser Zeit zwischen den Städten Brandenburg und Guben durch die Mark Brandenburg. Diesem Verlauf entspricht ihre Bezeichnung als Brandenburger Eisrandlage durch Woldstedt (1925; 1929).

Im weiteren Verlauf der jüngsten Kaltzeit unterlag das vergletscherte Gebiet einer schrittweisen Einengung und auch zeitweilige erneute Vorstöße des Inlandeises bedeuten nicht mehr als Unterbrechungen im Prozess fortschreitender Rückverlegung der Gletscherfront. Dessen ungeachtet verbinden sich mit diesen Vorstößen teilweise prägnant ausgebildete glaziäre Serien, die das Grundgerüst der regionalen naturräumlichen Gliederung bilden (Marcinek und Nitz 1977, S. 58). Zu ihnen zählen u.a. die von NW nach SE das nordostdeutsche Tiefland querenden Höhenzüge der Frankfurter, der Pommerschen und der Mecklenburgischen bzw. Rosenthaler Eisrandlage (zu deren Verlauf vgl. Kliewe und Janke 1972; Liedtke 1975).

Der Einengung des vergletscherten Gebietes folgte eine Verlagerung des periglaziären Gürtels, dessen südliche Grenze schließlich über die Ostsee hinweg nach Skandinavien zurückwich. Auch dieser Vorgang verlief ungleichmäßig, führte aber schließlich doch zur Ablösung des spätkaltzeitlichen Periglazials durch temperate Milieuverhältnisse. Damit verschwand nach dem Inlandeis auch der Dauerfrostboden aus dem nördlichen Mitteleuropa, und es begann die Nacheiszeit (M. I. Neustadt 1970, 1971).

Mit diesem Wechsel verbinden sich veränderte Tendenzen der Oberflächenformung, die zunächst das Ergebnis veränderter klimatischer Bedingungen sind, darüber hinaus aber im Verlaufe der Nacheiszeit durch zunehmenden gesellschaftlichen Eingriff in den natürlichen Landschaftshaushalt zusätzlichen Wandlungen unterlagen. Hinzu kommt im Küstengebiet der Ostsee ein diskontinuierlich fortschreitender Meeresspiegelanstieg, der mit beträchtlichen Verschiebungen der Küstenlinien verknüpft war (bes. Kliewe 1962). Im Gefolge dieser Vorgänge kam es auch zu einschneidenden Veränderungen im Gewässernetz, die wiederum veränderte Abtragungsverhältnisse nach sich zogen (Marcinek 1969).

Veränderte Bedingungen für die Oberflächenformung ergaben sich zunächst einerseits aus dem Schwinden des Dauerfrostbodens, anderseits aus dem Wandel der Vegetation: Wald trat überall an die Stelle der zumindest für eu- und xeroperiglaziäre Verhältnisse noch kennzeichnende Offenlandvegetation. Dies führte auch in Hanglagen zu einer Einschränkung der lateralen Materialverlagerung, die jetzt durch das Wurzelgeflecht der Gehölzbestände wie auch durch die oberflächige Vegetationsdecke auf doppelte Weise behindert wurde. Dies begünstigte zunächst unter boreoperiglaziären Milieuverhältnissen die Perstruktion gegenüber der Solifluktion. Die Geländeoberfläche wurde stabilisiert, kam zur Ruhe. Der Anfall organischer Substanz im Stoffkreislauf des Waldes führte jetzt zur Entstehung eines humosen Oberbodens an einer über Jahrtausende hinweg stabilen Geländeoberfläche. Auch in der Gegenwart sind in der sibirischen Taiga und im Nordteil Nordamerikas boreale Nadelwälder auf Dauerfrostboden weit verbreitet.